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Fischerlampen

An der Küste von Tansania wird in der Nacht gefischt. Dazu wird mit einem Lichtboot rausgefahren,
und hell strahlende Kerosinlampen über das Wasser gehalten.
Bei Anbruch des Tages kommen ringförmig um das Lichtboot wartende Boote mit Netzen und fangen ein,
was sich da so am Licht angesammelt hat.

Nachteile:
Umwelt: Das Kerosin kann auslaufen, und die Verbrennung von Kerosin ist generell nicht gut für die Umwelt
Kosten: ca. 20 $ pro Nacht. Für Tansanische Fischer ist das sehr viel Geld. Dynamitfischen wird oft als kostengünstige Alternative angesehen.

Nachdem wir eine Menge leistungsstarke Solarlampen an Land vermietet hatten (s. Lampenprojekte Mbesa und Arusha), kam uns die Idee, Solarlampen fürs Fischen zu entwickeln. Wir haben mit Fischern in Tansania mehrfach gesprochen und den Bedarf für solche Lampen ausgelotet.
Die Fischer waren begeistert von der Idee, günstig Solarlampen für das Nachfischen mieten zu können.

Vorteile:
Kosten werden gespart, und dadurch eine Alternative zum in Tansania verbotenen, aber oft illegal praktizierten Dynamitfischen geboten, außerdem ist Solarlicht umweltfreundlicher. Darüber hinaus werden neue Jobs geschaffen (Vermietung und Wartung der Fischerlampen).

Kilwa Kiwinje liegt in der Nähe von Kilwa, einem der wenigen touristisch interessanten Orte an der Küste Tansanias. Von unseren Busreisen in den Süden des Landes war uns der Küstenstreifen nicht unbekannt, aber durch kirchliche Kontakte waren wir 2013 zum ersten Mal in Kilwa Kiwinje zu Besuch.
Die große Armut der Kirchengemeinde, die unter mühseligsten Bedingungen eine kleine Vorschule unterhält brachte und dazu, dort das Fischerlampenprojekt vorzuschlagen.

Wir wollten die Lampen als Fischerlampen im Meer ausprobieren. Dazu hatten wir einige der Lampen wasserdicht versiegelt und mit einem Gestell und einem Bambusrohr so montiert, dass sie „kopfüber“ ins Wasser getaucht werden konnten.

Die Fische kamen in Scharen. Das Licht unserer Hochleistungs-LEDs war also eine gute Alternative zu Kerosinlampen! Das sahen auch die Fischer, mit denen wir auf das Meer hinausgefahren waren. Das Interesse an günstigem Solarlicht war riesig. Jetzt fehlte nur noch die richtige wasserdichte Lampe.

Wir haben eine komplette Neuentwicklung der Fischerlampe vorgenommen.  Sie besteht aus einem wasserdichten Lampenkörper, der über einen drei Meter langen Schlauch mit der Bedieneinheit im Boot verbunden ist. Lampenkörper und Bedieneinheit sind aus salzwasserfestem Aluminium gefertigt, der Schlauch ist stabil und bissfest (gegenüber den Raubfischen, die dort herumschwimmen). Die Elektronik regelt das Leuchtverhalten der Lampe gemäß den Erfahrungen der Fischer vor Ort so, dass sie optimal für das Nachtfischen geeignet ist. Diese Lampe haben wir uns patentieren lassen.

Dreißig Prototypen der Lampen sind seit Oktober 2018 in drei Fischerdörfern im Einsatz. Im Sommer 2019 werden wir vor Ort mit den Fischern über ihre Erfahrungen mit der Lampe sprechen.

Wenn alles klappt, und die Resonanz gut ist, wird die Serienherstellung der Lampe geplant, um Fischern günstiges Licht zu geben, Einnahmequellen für die im Vertrieb der Lampe tätigen Afrikaner zu eröffnen und womöglich auch, um Jobs in der Produktion zu schaffen – wir wollen prüfen, ob die Herstellung in Tansania möglich ist.

Daneben werden für das Laden der Lampen Solaranlagen benötigt. Als Pilotprojekt haben wir in Kilwa Kiwinje schon eine Solaranlage installiert. Je zwei 100-Watt-Solarpanele versorgen einen Spannungswandler. Insgesamt können mit der Anlage über 70 Lampen über Tag geladen und in der Nacht genutzt werden.

Hier sieht man die Solarpanele auf dem Dach.

Geplant ist der Vertrieb von Modulen, die nach Bedarf zu größeren Anlagen kombiniert werden können: Ein Modul besteht aus zwei 100-Watt-Panelen, einem Spannungswandler und ca. 30 Solarlampen. Die Module können entweder über Mikrokredite verkauft oder vermietet werden.
Wir haben errechnet, dass durch den Betrieb eines Moduls eine Familie in Tansania ihr Auskommen hat, und etwa 5 Lichtboote mit Teams von je 20 Fischern versorgt werden können. Die Fischer zahlen dabei etwa die Hälfte von dem, was sie sonst für Kerosin aufwenden müssten.